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Kurzer Einblick, aktuelle Wirtschaftslage & derzeitige Lage am Arbeitsmarkt in Serbien (Stand – Jan. 2020)

Erst Großmacht, dann unter Osmanen-Herrschaft, im 19. Jahrhundert Königreich, später Teil von Jugoslawien, seit 2006 wieder ein eigenständiger Staat. Die Geschichte Serbiens reicht über 1.300 Jahre zurück und weist zahlreiche Parallelen zu der anderer Staaten im östlichen Europa auf. Ob man dabei nun an Rumänien oder Bulgarien, Ungarn oder Tschechien, Fremdbestimmung oder Sozialismus denkt. Die Grenzen der jeweiligen Herrschaftsgebiete veränderten sich im Laufe der Zeit, von einer kontinuierlichen Geschichte kann man daher nur bedingt sprechen.

Wie die meisten osteuropäischen Völker sind auch die Serben eher konservativ und überaus patriotisch. Die Gesellschaft vertritt traditionelle und religiöse Werte – die überwiegende Mehrheit der serbischen Bevölkerung (gut 85 Prozent) bekennt sich zum christlich-orthodoxen Glauben. Was im Ausland wohl nur wenige wissen: Nach der Loslösung von Montenegro und der 2006 in Kraft getretenen Verfassung wird die serbische Sprache (mit rund 12 Millionen Muttersprachlern) offiziell in kyrillischer Schrift geschrieben. Im Alltag wird aber nach wie vor auch die lateinische Schrift benutzt. Die Verwendung beider Schriften sagt einiges über Land und Leute aus. Ein Patriot oder Konservativer schreibt eher auf Kyrillisch, ein dem Westen zugeneigter Atheist wahrscheinlich eher mit lateinischen Buchstaben. Überhaupt könnte man Serbien als einen Gefangenen zwischen Ost und West bezeichnen, oder positiv formuliert als Bindeglied.

Auf der einen Seite führt das Land bereits seit 2014 offizielle Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union. Auf der anderen Seite wurde im Herbst 2019 ein Freihandelsabkommen zwischen Serbien und der von Russland dominierten Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) unterzeichnet. Wie passt das zusammen? Der russische Sondergesandte Alexander Bozan-Chartschenko sieht darin keinen Widerspruch und kündigte an, dass die Zusammenarbeit in Zukunft noch verstärkt werde. Brüssel hingegen hält das Abkommen für unvereinbar mit einer künftigen EU-Mitgliedschaft.

Die Einigung erfolgte nur wenige Tage nach dem (zwischenzeitlichen) Aus der EU-Beitrittsverhandlungen mit Serbiens Nachbarländern Albanien und Nordmazedonien. In den Medien war von einer „Demütigung aus Brüssel“, einem „historischen Fehler“ und „verpassten Chancen“ die Rede. Der serbische Präsident Aleksandar Vučić sagte in einem Interview mit dem österreichischen „Standard“ ganz unverblümt: „Das Nein zu den EU-Verhandlungen wird in Serbien dazu führen, dass die EU noch unpopulärer wird und man weniger Vertrauen hat. Doch wir kümmern uns um uns selbst. Wir müssen unsere Beziehungen in der Region lösen. Und wir haben auch gute Beziehungen zu China, Russland und der Türkei.“ Russland hat schnell reagiert und inzwischen auch Nordmazedonien und Albanien eingeladen, dem serbischen Beispiel zu folgen.

Der ehemalige Hohe Repräsentant für Bosnien und Herzegowina Christian Schwarz-Schilling (CDU) hat recht, wenn er sagt, dass Russland seinen Einfluss auf dem Westbalkan durch konkrete Schritte stärkt, während die EU nur leere Versprechungen macht. „Es fehlt in Europa eine gemeinsame strategische Politik, (…) die Klarheit über unsere Interessen und über unsere Vision, um die Probleme im Balkan zu bewältigen. Es ist sehr schwer nachvollziehbar, was sich die heutige politische Elite in Europa dabei denkt“, kommentierte der Balkan-Experte gegenüber der „Deutschen Welle“. Das Abkommen mit der 2014 gegründeten EAWU, der außer Russland bisher Armenien, Kasachstan, Kirgisistan und Weißrussland angehören, soll serbischen Exporteuren die zollfreie Ausfuhr für nahezu alle heimischen Produkte auf einen Markt von 182 Millionen Konsumenten sichern.

Kann der Drahtseilakt zwischen Moskau und Brüssel auf Dauer gelingen? Fest steht, dass die Liaison mit Russland in Brüssel, aber auch bei immer mehr EU-Staaten auf Kritik stößt. Dabei gibt es in Serbien eine historisch gewachsene Verbundenheit zum größten Land der Erde.

Die Serben haben ein besonderes Verhältnis zu den Russen. Das zeigt sich sogar in serbischen Redewendungen.

Von allen Ländern in Osteuropa ist Serbien der engste Verbündete Russlands. Und umgekehrt steht für eine Mehrheit der Serben (53 Prozent) laut einer Umfrage der US-amerikanischen „Gallup Organization“ fest: Russland ist politisch gesehen unser wichtigster Partner. Die Russophilie, also die Liebe für alles Russische, ist in Serbien weit verbreitet. Die Russen sind hier noch beliebter als zum Beispiel in Bulgarien … Obwohl das sozialistische Jugoslawien unter Tito ein blockfreier Staat war, wurden die Russen auch zu dieser Zeit als Brudervolk gesehen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die einstigen Ostblock-Staaten – mit Ausnahme von Bulgarien – haben aufgrund der damaligen Vormachtstellung der Sowjetunion ein eher ambivalentes Verhältnis zu den Russen (das ist vor allem in den baltischen Staaten, aber auch in Polen der Fall). Jugoslawien – und damit Serbien als dessen größter Teilstaat – erlebte während des Kalten Krieges zum Beispiel auch keine sowjetische Okkupation wie etwa die Tschechoslowakei im August 1968.

Ein Grund für die Sympathie der Serben zu den Russen ist sicher auch die gemeinsame „Kirche der Orthodoxie“. So verbindet Serbien und Russland auch das Festhalten am julianischen Kalender – in beiden Ländern (aber auch in der Ukraine) wird Weihnachten zum Beispiel erst am 7. Januar (nach gregorianischer Zeit) gefeiert. Die in Serbien verbreitete Russen-Liebe spiegelt sich auch in manchen Redewendungen wider. „Bog visoko, Rusija daleko“ – auf Deutsch: Gott ist zu weit oben, Russland zu weit weg – wird zum Beispiel verwendet, wenn man sich in einer aussichtslosen Lage befindet. Auch die bekannte serbische Redewendung „Nas i Rusa trista miliona“ – „Wir und die Russen macht dreihundert Millionen“ – wird gerne verwendet, um die enge Beziehung beider Länder hervorzuheben.

Auch für die Wirtschaft des Landes spielt Russland eine große Rolle. Sowohl beim Import als auch beim Export gehört es heute zu den fünf wichtigsten Partnern – hinter Italien und Deutschland. Die Handelsbeziehungen zu Russland haben allerdings durch die Ukraine-Krise und der damit verbundenen EU-Sanktionspolitik einen Dämpfer erfahren. Die serbische Regierung musste in diesem Zusammenhang etwa gegenüber Brüssel versichern, die Agrarexporte nach Russland nicht auszuweiten. Für eine herbe Enttäuschung (nicht nur) auf serbischer Seite hatte zuvor schon die Einstellung des Projekts „South Stream“ gesorgt. Eine von Gazprom betriebene Pipeline sollte russisches Gas durch das Schwarze Meer über Bulgarien und Serbien nach Mitteleuropa befördern. Russlands Präsident Putin ließ das Vorhaben Ende 2014 fallen, nachdem die EU-Kommission moniert hatte, die Verträge zwischen Gazprom und den entsprechenden Transitländern verletzten geltendes EU-Recht. Belgrad hatte sich von dem Projekt Investitionen in Milliardenhöhe und einen Schub für die Wirtschaft des Landes erhofft.

Investitionen in die Infrastruktur: Der Bauboom in Serbien kurbelt die Wirtschaft an.

Von den Folgen der jugoslawischen Nachfolgekriege in den neunziger Jahren hat sich Serbien gut erholt. Obwohl damals nicht auf serbischem Boden gekämpft wurde, stürzten der Wegfall des Warenaustausches mit den übrigen Teilen Jugoslawiens und UN-Sanktionen das Land in eine verheerende Wirtschaftskrise. Bis 1995 kam die Wirtschaft fast völlig zum Erliegen, vier von fünf Serben lebten unter der Armutsgrenze. Seit der Jahrtausendwende führten umfangreiche Reformen etwa im Finanz- und Energiebereich zu einer Stabilisierung der Wirtschaft. Mehr noch: Mit einer Wachstumsrate von über fünf Prozent gehörte Serbien im ersten Jahrzehnt zu den dynamischsten Volkswirtschaften in Europa, vor allem auch wegen hoher ausländischer Direktinvestitionen.

Heute ist Serbien eine liberale Marktwirtschaft, die sich aus der internationalen Isolation befreit und verlorengegangenen Märkte zurückerobert hat. Vor allem die Bauwirtschaft boomt, getragen von großen Infrastruktur-Projekten im Verkehrsbereich. Die Regierung will in den kommenden Jahren umgerechnet rund 14 Milliarden Euro investieren, um den Rückstand auf die benachbarten EU-Länder (Kroatien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien) aufzuholen. Der größte Flughafen auf dem westlichen Balkan, der Nikola-Tesla-Airport in Belgrad, wird derzeit erweitert und modernisiert. In der 1,4-Millionen-Metropole sollen demnächst U-Bahn-Strecken gebaut werden. Mit russischen und chinesischen Krediten werden ambitionierte Eisenbahnprojekte finanziert, zum Beispiel der Bau einer Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Belgrad und Budapest.

Die serbische Baubranche gehört mit einem Anteil von über 22 Prozent am BIP zu den bedeutendsten Wirtschaftszweigen. Ihr Aufschwung beschert der gesamten Wirtschaft ein starkes Plus: 2018 wuchs sie um 4,4 Prozent, 2019 um 3,2 Prozent. Der am stärksten wachsende Sektor ist der Dienstleistungsbereich, in dem mehr als 50 Prozent der serbischen Arbeitnehmer beschäftigt sind. Bedeutende Standorte im tertiären Sektor sind neben Belgrad das im Süden gelegene Niš sowie die „Europäische Kulturhauptstadt 2021“ Novi Sad. Der Tourismus mit jährlich über zwei Millionen Gästen (2019) wird für die serbische Wirtschaft immer wichtiger. Gerade bei jungen Europäern gehören Belgrad und Novi Sad zu den angesagtesten Reisezielen.

Die Landwirtschaft hat in Serbien traditionell einen relativ hohen Stellenwert. In den dreißiger Jahren lebten über drei Viertel der serbischen Bevölkerung von der Agrarwirtschaft. Heute arbeiten etwa 16 Prozent der Erwerbstätigen in diesem Bereich, der allerdings nicht einmal acht Prozent des BIP ausmacht. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 lag dieser Anteil noch bei 20 Prozent, die Beschäftigten-Quote bei über 25 Prozent. Die Vojvodina im Norden des Landes galt früher als „Kornkammer Jugoslawiens“. Aber auch Zuckerrüben, Kartoffeln und Obst werden in der fruchtbaren Tiefebene angebaut.

Es verwundert kaum, dass sich im einstigen Agrarstaat eine starke Lebensmittelindustrie herausgebildet hat. Mit einem Anteil von gut einem Drittel ist sie der mit Abstand bedeutendste Sektor der verarbeitenden Industrie. Ganz generell entwickelt sich der sekundäre Sektor äußerst positiv (Bruttowertschöpfung (2018): 31 Prozent, Erwerbstätige: 27 Prozent). Neben der Verarbeitungsindustrie und dem anhaltenden Bauboom nimmt die Automobilbranche langsam an Fahrt auf. Immer mehr ausländische Investoren, vor allem aus der Zulieferer-Industrie, schätzen Serbien als attraktiven Produktionsstandort – nicht zuletzt wegen niedriger Lohnkosten und geringer Unternehmenssteuern.

Im von der Weltbank entwickelten „Doing Business Index 2020“, der die Geschäftsfreundlichkeit und Unternehmenstätigkeit von 190 Volkswirtschaften vergleicht, schneidet Serbien mit Platz 44 relativ gut ab. Das Land platziert sich sogar noch vor der Slowakei (45.), Belgien (46.), Kroatien (51.), Ungarn (52.) oder Italien (58.). Im „Global Competitiveness Index 2019“, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, landet Serbien im Mittelfeld (Platz 72 von 141 Ländern), im „Global Peace Index 2019“ von 180 Ländern auf dem 50. Platz. Überraschend: Beim Blick auf die Kriminalitätsraten fällt auf, dass Serbien eines der sichersten Länder der Welt ist – die Zahl der verwundeten, entführten oder getöteten Menschen ist in Relation zur Einwohnerzahl zum Beispiel in Deutschland oder Frankreich weitaus höher. Auch ist die Terrorismus-Gefahr viel ausgeprägter.

Personal aus Serbien gesucht: Zehntausende verlassen der Arbeit wegen ihre Heimat. Auch Rumänien buhlt um serbische Mitarbeiter

Wenn es um Handel und Business geht, punktet Serbien vor allem mit seiner strategisch guten Lage in Europa. Um wettbewerbsfähiger zu sein, will Serbien gemeinsam mit Albanien und Nordmazedonien im Jahr 2021 eine Art „Mini-Schengen“ schaffen. Auf dem Balkan soll ein gemeinsamer Wirtschaftsraum entstehen, der einen freien Waren- Personenverkehr ermöglicht. Es gibt Pläne, wonach auch Bosnien und Herzegowina sowie (trotz der schwierigen Verhältnisse) Montenegro und Kosovo dem Abkommen beitreten sollen.

Trotz der positiven Wirtschaftsentwicklung steht Serbien vor mehreren Herausforderungen. Präsident Vučić versprach Ende 2019 bei der Vorstellung des Investitionsplans „Serbien 2025“, das Durchschnittseinkommen werde in fünf Jahren von umgerechnet 460 Euro auf 900 Euro nahezu verdoppelt. Die Arbeitslosenquote ist mit rund 13 Prozent immer noch recht hoch, obwohl sie von Jahr zu Jahr kontinuierlich zurückgeht, was auch mit der Abwanderung von Arbeitskräften aus Serbien zusammenhängt (2010 lag die Arbeitslosenquote noch bei fast 20 Prozent). Ein Dauerproblem ist die Jugendarbeitslosigkeit: Etwa jeder dritte Serbe zwischen 15 und 24 Jahre hat keinen Job oder Ausbildungsplatz. Die Berufsausbildung weist Mängel auf und bereitet die jungen Leute nicht genügend auf den Arbeitsmarkt vor. Auch hier will die Regierung mit ihrem Investitionsplan gegensteuern und ein duales System etablieren.

Obwohl die Arbeitslosigkeit in Serbien im Vergleich zu den Nachbarländern aus der EU relativ hoch ist, herrscht auch hier ein Mangel an Fachkräften. Eine Erklärung hierfür liefert neben der schwierigen Ausbildungslage vor allem die Abwanderung gen Westen, vor allem nach Deutschland und Österreich, wo serbische Arbeitskräfte viel mehr verdienen.

Gut für Deutschland und schlecht für Serbien ist die seit 2016 geltende „Westbalkan-Regelung“: Die gesetzlichen Bestimmungen für den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt werden bis mindestens Ende 2020 gelockert. Bis dahin können Bürger aus dem ehemaligen Jugoslawien in Deutschland relativ leicht eine Aufenthaltserlaubnis erhalten, und zwar für jede Beschäftigung. Jedes Jahr verlassen über 50.000 serbische Arbeitskräfte ihre Heimat. Und das obwohl – ganz typisch für slawische Völker – die Familie an erster Stelle steht.

Um Personal aus Serbien buhlt auch das Nachbarland Rumänien, die in allen Branchen über freie Arbeitsstellen verfügen. Mittlerweile werden auch Arbeiter mit einer geringeren Qualifikation dringend gesucht, etwa Kraftfahrer oder Lagerarbeiter, vor allem in der Logistik-Branche. Gerade in den an Serbien grenzenden Orten (etwa im Banat) herrscht nahezu Vollbeschäftigung, in ganz Rumänien beträgt die Arbeitslosenquote nur 4,0 Prozent. Grenzüberschreitende und staatlich geförderte Initiativen sollen nun vor allem serbische Mitarbeiter an Unternehmen in Rumänien vermitteln.